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Aus: Ausgabe vom 29.04.2024, Seite 15 / Politisches Buch
Großkonzerne

Nicht mehr zu korrigieren

Materialreich, aber in der Kritik limitiert: Ein Buch über »gefährliche« Konzerne
Von Dirk Manten
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Über einfältige Kritik dieses Zuschnitts dürfte sich der Digitalkonzern freuen: Banner an einem Parkhaus am Rande einer Google-Entwicklerkonferenz (San Francisco, 25.6.2014)

Multinationale, global agierende Konzerne prägen nicht nur den Alltag, sondern agieren auch in der Sphäre des Politischen, wo sie mitunter über mehr Einfluss verfügen als Staaten. Die beiden finnischen Journalisten Juha-Pekka Raeste und Hannu Sokala haben 50 dieser Konzerne, »die einen großen Teil der globalen Marktmacht innehaben« und von den Autoren als »gefährlich« klassifiziert werden, unter die Lupe genommen.

Die »Gefährlichkeit« der in die Darstellung aufgenommenen Unternehmen ergibt sich für die Autoren aus drei mehr oder weniger plausiblen Kriterien, nämlich aus »den Gefahren für die Umwelt, für die funktionierende Marktwirtschaft und für die Demokratie«. Für das gefährlichste Unternehmen in diesem Sinne halten sie Google. Vor allem, weil das Unternehmen Quasimonopolist im Bereich der Suchanfragen ist: 92 Prozent aller weltweit im Internet getätigten Suchanfragen laufen über Google. Zudem ist der Konzern mit seinen 120.000 Angestellten auch weltweit führend im Bereich künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos und Quantentechnik. Die Google-Tochter Youtube hat Milliarden Nutzer. Die britische Wettbewerbsbehörde, betonen Raeste und Sokola, vertritt bereits den Standpunkt, dass die Marktstellung Googles (und Facebooks) so stark sei, dass die Behörde »über keine Instrumente verfüge, um die Situation zu korrigieren. Die derzeitige Gesetzgebung reiche ihr zufolge für eine Regulierung der IT–Riesen nicht aus«.

Perspektiven des Musters »Konzerne versus ›Marktwirtschaft und Demokratie‹« bietet das Buch auch hinsichtlich der anderen dargestellten Unternehmen, darunter Amazon (Platz vier des »Gefährlichkeits«-Rankings), Facebook (Platz fünf), der Vermögensverwalter Blackrock (Platz zwölf), für den auch der aktuelle CDU-Vorsitzende Friedrich Merz tätig war, Disney, Coca-Cola und Goldman Sachs. Auch die Deutsche Bank und Bayer, die im Ranking der Finnen die Plätze sechs und 29 belegen, werden auf ihre »Gefährlichkeit« hin abgeklopft. Wer sich kompakte Informationen über Rolle und Aktivitäten dieser Finanz- und Industriekonglomerate verschaffen will, findet in dem Buch viel Material. Störend ist allerdings der moralisierend-alarmistische, einer halbwegs fundierten Kritik am Gegenwartskapitalismus eher hinderliche Grundton der Veröffentlichung. Es würde schon reichen, die Fakten sprechen zu lassen.

Juha-Pekka Raeste, Hannu Sokala: Die 50 gefährlichsten Unternehmen der Welt. Econ-Verlag, Berlin 2023, 528 Seiten, 21,99 Euro

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